Wir waren eingeladen: Michael Eichhorn und das Team von studiumdigitale an der Goethe-Uni in Frankfurt organisieren die MultimediaWerkstatt, in der alle, die sich mit Lehre an der Uni beschäftigen, zusammenkommen und gemeinsam nachdenken, ausprobieren und besprechen, was für ihre Arbeit Sinn ergeben könnte.
Wir sind recht bewusst mit einer offenen Fragestellung und einer nur kurzen Einführung in den Workshop gegangen. Ehrlich gesagt in Teilen als Versuch. In Teilen aber auch, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass zu konkrete Beispiele einer Domain of One’s Own drohen, die Vorstellungskraft einzuengen. Beispiel: Beschreibe ich die Idee, indem ich nur von e-Portfolios und Lerntagebüchern als Domains spreche, liefere ich zwar konkrete Beispiele. Ich kann mir aber auch (fast) sicher sein, dass die Vorstellungskraft in einer kurzen Gesprächs- und Diskussionsrunde damit dann erschöpft ist.
Die Gefahr dabei, das Konzept ohne konkrete Beispiele vorzustellen: Das Konzept wird zerredet. Hier gilt es dann einzuschreiten, zu moderieren, die Diskussion in konstruktive Bahnen zu lenken. Der mögliche Gewinn: Jemand überlegt, stellt Fragen und kommt auf Gedanken.
Anders war es auch in Frankfurt nicht. Vollkommen zurecht gab es Hinweise auf frühere Aktivitäten in Rechenzentren von Hochschulen, die darin bestanden, dass meist Lehrende eigenen Webspace und eine recht frei gestaltbare (abhängig z.B. von den eigenen Fähigkeiten in html und css zu denken) persönliche Website bekommen. Die Erfahrung dort: Das nutzt kaum noch jemand. Weil es Blogs gibt, aber vor allem: weil es Plattformen gibt, soziale Netze, medium und alle möglichen Orte im Netz, die Zusammenarbeit und Kommunikation sehr viel einfacher machen als eine Website, für die ich wenig Admin-Rechte habe.
These: Wer so einen Hochschul-Webspace bedienen kann, hat in 2021 ohnehin bereits anderswo ihren/seinen Ort im Netz und braucht das Angebot der Hochschule gar nicht. Aber daraus lernen können wir: zum Beispiel, wie diese Webspaces und Webseiten in der Organisation eingebettet sind. Werden Nutzer:innen an die Nutzung herangeführt? Wissen sie überhaupt, dass das Angebot existiert? Gibt es Lehrende, die auf das Angebot aufbauend Lehre konzipieren? Haben sie Zeit dafür und Support im Rechenzentrum? Hat die Uni oder Hochschule die zur Idee passende Strategie? Alles Fragen, die wir immer wieder auch in unseren Podcast-Gesprächen hatten.
Um nicht missverstanden zu werden: Die Hinweise auf ähnliche Ideen und Konzepte helfen enorm. Sie bieten als Beispiele eine fantastische Projektionsfläche für neue oder andere Ideen.
Richtig Freude macht so ein Rückblick auf einen Workshop, wenn er nachhallt. So geschehen bei Karlheinz Pape, der im Blog der Corporate Learning Community recht kurz nach dem Workshop eine erste Zusammenfassung mitsamt Eindrücken und Gedanken veröffentlicht. Frage hier: Wie viele Learning Professionals haben denn selbst einen Webspace samt Domain?
Weiter geht es dann ein paar Tage später in dem lesenswerten Beitrag (Wissen-)Teilen versus Senden, in dem er den Vorgang des Teilens von Wissen „ohne geplante Wirkungsabsicht“ beschreibt. Wer sich mit Working Out Loud befasst hat, erkennt hier auch das Element der Generosity. Zum Ende des Beitrags stellt er fest: „Die eigene Domain ist der ideale Ort fürs Ablegen von eigenen Aufzeichnungen. Dort können auch andere meine Beiträge auch später noch finden.“ Schick!
Durch das Teilen ohne Wirkungsabsicht bleibt Raum für Interpretation und Adaption. Ich kann mir die Überlegungen aus dem Blog nehmen, hier auf sie verweisen, sie neu kontextualisieren und so vielleicht als Basis für den nächsten Workshop nehmen, ohne weiteres Zutun. Und ohne das Konzept der Domain of One’s Own überhöhen zu wollen, darum geht’s doch (auch).